Der Umweg von 800 km über Chile bescherte uns einige tolle Ausblicke, die wir so nicht bekommen hätten.
Nach einer kurzen Nacht in Cusco wurden wir früh morgens von unserer Hilfsorganisation abgeholt, um unser Patenkind zu besuchen. Der Weg führte uns drei Stunden in das Hinterland von Peru, Rauf und Runter in den Anden und teilweise auf abenteuerlichen Wegen. Gut, dass wir nicht selber fahren mussten.
Unsere Patenkind lebt in einer ärmeren Dorfgemeinschaften in Peru. Als wir ankamen empfingen uns zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation und die Eltern des Patenkindes. Zusammen gingen wir dann zum Kindergarten und holten unser Patenkind ab. Die anfängliche Zurückhaltung des Patenkindes wich spätestens dann, als Prince mit seinen roten Haaren gesichtet worden ist und als Spielkamerad akzeptiert wurde.
Danach zeigte man uns das Vorzeigeobjekt des Dorfes, drei indigene Frauen, die sich mit Hilfe der Hilfsorganisation als Hühnerzüchterinnen selbständig gemacht haben. Vor drei Monaten hatten sie ihr „Unternehmen“ mit 30 Hühnern gestartet, die sie alle verkauften. Von dem Verkaufserlös der 30 Hühner kauften sie sich 100 Küken. Sollten nicht irgendwelche Krankheiten die Küken hinwegraffen, ist das keine schlechte Rendite für 3 Monate.
Das Besuchsprogramm wurde dann im Gemeindehaus mit der Familie des Patenkindes fortgesetzt. Da der Vater Kartoffelbauer in der dritten Generation ist, gab es Kartoffeln. Gefühlt gibt es bei der Familie 360 Tage im Jahr Kartoffeln. Zur Feier des Tages wurde ein Käse gekauft und eine Hühnersuppe verabreicht. Selbstverständlich bekamen die Gäste, sprich wir, die besten Stücke des Huhns.
Zwischenzeitlich schnallte sich die Mutter des Patenkindes Prince mit ihrem Tuch auf den Rücken und wollte ihn nicht mehr hergeben.
Nach Überreichung der Mitbringsel für die Familie und für die zwei Kinder war es an der Zeit wieder zurück nach Cusco zu fahren. Immerhin dauert der Rückweg drei Stunden.
Das war ein wirklich guter emotionaler Tag, der uns noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.
Am nächsten Tag entdeckten wir in Cusco neben den vielen alten Gebäuden auch noch andere zeigenswerte Dinge.
Am nächsten morgen ging es sehr früh mit dem Zug nach Machu Picchu. Unterhalb des Machu Picchus angekommen ging es mit dem Bus weiter, nach oben, auf den mystischen Berg.
Insgesamt muss man festhalten, dass die Zugfahrt und der Bus hoch auf den Berg schon ein teures Vergnügen ist, aber es hat sich gelohnt.
Spätestens im letzen Drittel der Busfahrt werden die sehr gut erhaltenen Ruinen des Inka-Dorfes auf dem Machu Picchu sichtbar und ein Gribbeln befällt einen. Oben angekommen öffnete sich ein historisches Spektakel mit fantastischen Ausblick.
Die Wissenschaft rätselt bis heute über die Ruinen von Machu Picchu, war es das Urlaubsdomizil des Königs oder Rückzugsbastion der Inkas. Man weiß es einfach nicht. Auf alle Fälle sollen die Häuser Platz für 1000 Menschen bieten.
Ein absoluter Wahnsinn ist, wie die Inkas es geschafft haben, Steine millimeterpassgenau zu bearbeiten und diese ohne Fugen aufeinander zusetzen. Ganz zu schweigen davon, wie sie die Steine auf den Berg bekommen haben.
Umso heiliger das Gebäude und umso adliger der Bewohner, umso genauer wurden die Steine bearbeitet.
Damals gab es im Inkareich keine Steuern, denn die Menschen mussten drei Monate im Jahr Dienste für den Staat leisten. Militär, Terrassen bauen oder Steine für den König schleppen. Wäre das auch ein Modell für Deutschland?
Zudem würde mich interessieren, ob der König die 70 Kilometer von der Königsstadt Cusco gelaufen ist oder getragen wurde. Die Inkas kannten nicht das Rad.
Abends ging es dann vier Stunden zurück mit dem Zug, inklusive Fashionshow.
Cusco ist der Wendepunkt unserer Reise, da es ab jetzt runter von den Anden, hin zum Pazifik geht.
Und da wir uns entschlossen haben noch die Gletscher in Patagonien anzuschauen, geht es nur noch nach Süden. 10.000 Kilometer in den noch verbleibenden 40 Tagen, 7.000 Kilometer zu den Gletschern und 3.000 Kilometer nach Buenos Aires.
Der Südamerikaner an sich hält gar nichts von Verkehrsschildern. Auf unseren fast 10.000 Kilometer haben wir keine 50 Wegweiser auf den Straßen gesehen. Davon 48 auf den ersten 500Kilometern in Chile.
Die Fundsache der Woche ist, dass Meerschweinchen in Peru eine
Delikatesse sind. Dem konnten wir natürlich nicht widerstehen. Meerschweinchennuggets schmecken eigentlich ganz ordentlich.
Es wird an der Zeit, dass wir La Paz verlassen und in Richtung Cusco aufbrechen. Cusco ist die ehemalige Hauptstadt der Inkas und sehr guter Ausgangspunkt, um das mystische Machu Picchu zu besuchen.
Zudem werden wir in Cusco Mitarbeiter von einer Hilfsorganisation treffen, die wir unterstützen und die uns zu unserem Patenkind, irgendwo fernab in den Anden bringen sollen.
Zwischen La Paz und Cusco liegen ca. 650 km. Eine zwei Tagestour mit Zwischenstopp am Titicaca See, wo der erste Inkakönig auf die Erde geschickt wurde.
Wir fahren am Donnerstag früh los, um rechtzeitig in Cusco zu sein, um sich die Stadt noch etwas anschauen zu können, so der Plan.
An der Bolivianischen-peruanischen Grenze, direkt am Titicaca See wurde uns nach langer Diskussion die Einreise verweigert. Grund: Wir haben die falschen Papiere für die Ausfuhr des Campers aus Bolivien und Einreise nach Peru. Selbst der Camper-Vermieter konnte nichts ausrichten.
Die Einreise blieb uns versagt, da aus Bolivien nur Privatautos im Eigenbesitz nach Peru einreisen dürfen. Das Gesetz wurde anscheinend erst kürzlich verabschiedet.
Der Camper-Vermieter riet uns über Chile nach Peru einzureisen, da es diese Regel bei der Ausreise von Chile nach Peru so nicht gibt. Verstehe das, wer wolle.
Das bedeutete, dass wir erst von Bolivien nach Chile einreisen müssen, um dann von Chile nach Peru einreisen zu können.
Eigentlich ganz einfach mag man denken.
Der nächste Grenzübergang Bolivien-Peru bei Visviri lag 170km weiter südwestlich vom Titicaca See. Googlemaps zeigte für 170 km 3 Stunden und 46 Minuten an. Maps.me über 5 Stunden. Mal schauen, wer recht behält.
Der Übergang von Chile nach Peru bei Arica lag weitere 180 km westlich am Pazifik. Googlemaps veranschlagte dafür über 5 Stunden. Von diesem Grenzübergang in Peru wieder zurück zum Titicaca See und weiter nach Cusco. Und das alles wegen unzureichenden Autopapieren.
Los ging’s, wir drehten um. Kurz hinter dem Grenzübergang Bolivien-Peru hörte, wie kaum anders zu erwarten die asphaltierte Straße auf und eine 100 km lange Dirty Road begann. Eigentlich wollten wir keine Dirty Road mehr fahren, davon hatten wir bis jetzt genug gehabt. Aber unser Montagstermin in Cusco ließ uns keine andere Wahl.
Und schon wieder bedeutete mehr als 40 km/h Achsenbruch. Nicht nur das. Es fing nach 60 km an zu regnen. Schließlich ist es ja auch Regenzeit in der Region. Ziemlich schnell verwandelt sich die Dirty Road in eine tiefe Schlammstrasse.
Zum Glück fuhr vor uns ein kleiner Minibus, der wie aus La Paz bekannt, als Taxi dient. Dummerweise fuhr er schneller als wir, so dass wir diesen Minibus nach einiger Zeit aus den Augen verloren. Da es grds keine Wegweiseschilder in Südamerika gibt und schon gar nicht auf Dirty Roads landeten wir dann trotz Maps.me auf einer kleinen Lamafarm, die uns unmissverständlich mitteilten, obwohl wir kein Wort verstanden, das wir hier falsch sind.
Irgendwie fanden wir dann doch einen Weg, der zumindest in die Richtung ging und es regnete, regnete und regnete. Die ersten ausgetrockneten Flussbette wurden zu Sturzbächen.
Und so langsam ging die Sonne unter und es regnete, es regnete und regnete und es wurde immer schlammiger. Und wir waren noch ca. 100 km vom Tagesziel der Bolivianischen-Chilenischen Grenze entfernt. Irgendwie erreichten wir ein kleines Dorf und da stand aufeinmal der Minibus, den wir vor einer Stunde verloren hatten. Der Fahrer wollte auf Grund des Regens nicht weiterfahren und fragte uns, ob wir zwei Passagiere mitnehmen könnten. Wir zögerten, da neben Prince hinten der Buggy und viel weiteres Gelump auf der Rückbank lag.
Dann stiegen zwei kleine ältere Herren aus und flehten uns an sie mit zunehmen. Ich verstand zwar kein Wort, aber das Flehen war sehr eindeutig. Zum ersten Mal in unserem Leben wurden wir von Menschen herzerweichend angefleht. Final willigten wir ein.
Die zwei kleinen älteren Männer hatten noch Gepäck, viel schweres Gepäck. Sie kamen wohl von irgendeinem Markt. Ich rätsel bis heute, wie die zwei das tragen konnten.
Nachdem Martina die beiden Männer einlud mit uns zu fahren, räumte ich zähneknirschend die Rückbank leer, verstauten ihre Habseeligkeiten im Camper und die zwei nahmen neben Prince auf der Rückbank Platz. Prince staunte, sagte aber kein Wort zu dem Spektakel im strömenden Regen.
Dann ging es weiter und ich sagte zu Martina, dass Gott uns dies irgendwann mal danken wird. Die zwei Männer lotsten uns durch die Dämmerung und gaben uns wichtige Hinweise an welchen Stellen wir die Sturzbäche überqueren sollen. Nach 10 Kilometern erreichten wir ihr Dorf, das aus maximal 10 Lehmhütten bestand.
Wir reichten ihnen ihr mega schweres Gepäck und sie erklärten uns den Weg zur befestigten Straße. Spricht man ein paar Brocken spanisch, meint der Südamerikaner an sich, dass er ganz schnell mit einem sprechen kann, außer „Haus und links“ habe ich nichts verstanden.
Wer genau schaut erkennt das Haus
Wir verabschiedeten uns, die zwei Männer bedankten sich hundert mal und trotteten in ihren Sandalen in die anbrechende regnerische Nacht.
Wir fuhren weiter und kamen an das Haus, aber statt auf die zwei Männer zu hören, vertrauten wir Maps.me und fuhren weiter gerade aus. Ein Fehler. Es wurde immer schlammiger und klitschiger und der Camper begann S-Kurven zu rutschen. Wir kamen an einen Abhang, bei dem Teile der Fahrbahn herausgebrochen waren. Martina stieg aus, um den Weg auszuloten, ich schnallte mich ab um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Ich fuhr die Neigung hinunter, erwischte die herausgebrochen Stellen und der Camper begann sich gefährlich zur Seite zu neigen. In der Situation dachte ich wir kippen, ich unangeschnallt, Prince im Auto und Martina als passiver Zuschauer draußen im Regen. Der Wagen neigte sich weit zur linken Seite, aber wie von unsichtbarer Hand, kippte er nicht und wir standen unten am Abhang.
Hundert Meter weiter versperrte ein breiter Sturzbach die Weiterfahrt. Wir entschlossen uns, das Glück nicht weiter zu strapazieren und am Fuße des Abhanges zu übernachten.
Im Camper herrschte geschockte Ruhe, selbst Prince war still. Martina machte Essen und ich verarbeitete bei einem Bier schweigend das Gewesene.
Wir waren uns einig, dass wir schließlich keine Skandinavienrundfahrt gebucht haben.
Kurz nach Sonnenaufgang, es hat inzwischen aufgehört zu regnen, flüsterte Martina, da draußen ist jemand, da kommt einer den Abhang hinunter.
In der Tat, da draußen war ein Mann, ein kleiner alter Mann. Es war einer der Männer, die wir gestern vor einem Kilometer in ihrem Dorf abgesetzt hatten. Er klopfte mit seinem Gehstock an die Campertür und erzählte irgendetwas in welche Sprache auch immer ganz aufgeregt, fast wütend.
Frei nach meiner Interpretation, hat er gesagt, ihr blödem Touristen, ich habe euch doch gesagt, ihr sollt links am Haus vorbeifahren…..oder er sagte etwas anderes. Wir werden es nie wissen.
Auf alle Fälle wollte er uns den richtigen Weg zeigen und wir packten, wie die Feuerwehr unsere Sachen und fuhren los, den Abhang hoch, umfahrend durchs Gestrüb.
Am Haus angekommen, zeichnete er uns mit seinem Gehstock, der ein einfacher Stock ist, den Weg in den Sand und erklärte gestenreich, wo wir lang müssen.
Wir bedankten uns und verabschiedeten uns herzlich. Final kamen wir auf die Straße, die uns zur bolivianischen-chilenischen Grenze führt.
Die Straße führte uns einen Pass noch, der ungefähr auf 4.500 Höhenmeter lag. Bei herrlicher Aussicht machten wir dort halt und frühstückten. Das war die bekannte Ruhe nach dem Sturm.
Endlich an der bolivianische-chilenischen Grenze angekommen begann das Grenzspektakel, das mich zum noch überzeugteren Europäer machte.
Auf der bolivianischen Seite war eine Grenzhütte vor der wir den Wagen stoppten. Da niemand rauskam, sind wir einfach weitergefahren. Nach 5 Kilometer kam die chilenische Kontrolle. Die schickten uns wieder zurück nach Bolivien, da uns der Ausreisestempel aus Bolivien fehlte.
Also wieder 5 Kilometer zurück nach Bolivien. Dort angekommen, klopfte ich an die Grenzhütte und tatsächlich eine Dame öffnete die Tür. Sie wollte alle Dokumente, Pässe und für das Auto. Sie verschwand mit den Papieren und kam nach einer gewissen Zeit zurück und wünschte uns gute Fahrt.
Wieder 5 Kilometer zu den Chilenen und die schickten uns wieder zurück, da die Bolivianer uns nur die Ausfuhrgenehmigung des Campers abgestempelt haben, aber nicht die Reisepässe.
Wieder bei den Bolivianern angekommen war Siesta. Ja Siesta und jetzt wird es skurril. Eine ältere zivile Dame auf einer Holzbank mit 5 Kindern um sich herum war in dieser Zeit für die Ausreise verantwortlich. Nur war sie mit der Situation völlig überfordert und verstand nicht, dass wir einen Ausreisestempel brauchen. Ihre älteren Kinder schon.
Unsere Ausreise Mutti
Nach 30 Minuten Rumgezacker wurde ich zum ersten Mal etwas ungehalten. Final bekamen wir den Stempel und die Chilenen ließen uns passieren.
Wenn sich noch einmal jemand in Deutschland über die freien Grenzen aufregt, dem erzählen wir, dass er gar nicht weiß, wie gut es ihm geht.
Nach einigen Stunden Fahrt durch atemberaubende Landschaften erreichten wir den Pazifik, die Grenze von Chile und Peru. Der Übergang bei xxx war so professionell, wie bei einem großen Internationalen Flughafen. Nach 30 Minuten waren wir in Peru.
Wir übernachteten auf dem LKW Parkplatz direkt nach der Grenze und fuhren früh morgens weiter zum Titicaca See, wo wir vor zwei Tagen von den Peruanern abgewiesen worden sind.
Auf Grund der Strapazen übernachteten wir am Titicaca See in einem vier Sternehotel und brachen am nächsten Morgen zur wohl schönsten Stadt unserer Reise auf. Cusco, die Stadt der Inkas.
Am Sonntag spät abends haben wir unser Hotel erreicht, just in time.
Und jetzt zum Südamerikaner an sich. Der indigene Bewohner der Anden an sich schmückt die Gräber der Verstorbenen mit bunten Kränzen. Die Friedhöfe sind meistens irgendwo im nichts. Aber schön bunt geschmückt. Das hätte ich auch gerne, irgendwann einmal.
Die Fundsache der Woche war, bei der Ausreise aus Bolivien hörte die Sandstrasse an der Grenze zu Chile auf. Und was begann in Chile?
Nach 500 km asphaltierter Straße erreichen wir endlich La Paz. Genauer gesagt El Alto. Denn dieses Ballungszentrum von Bolivien besteht aus zwei Städten, La Paz im Kessel liegend und El Alto (die Höhe), die Stadt, die oben auf den Bergen liegt.
Jetzt etwas Klugscheisserwissen oder hilfreich, falls einer bei „Wer wird Millionär“ antritt, La Paz ist nicht die Hauptstadt von Bolivien, sondern es ist die Stadt Sucre. In La Paz liegt nur der Regierungssitz.
Das Ballungsgebiet hat ca. 1,7 Mio. Einwohner, davon leben 800.000 in La Paz. Interessanterweise leben entgegen den normalen Gepflogenheiten die Reichen am tiefsten Punk in der Zona Sur von La Paz und die Armen am höchsten Punkt in El Alto.
Der Höhenunterschied zwischen Arm und Reich beträgt satte 1.000 Höhenmeter.
Anfänglich wunderten wir uns darüber, aber kaum mit dem Auto die Stadtgrenze überschritten wurde uns das Warum schnell klar.
Die Stadt, der Verkehr sind mega chaotisch und die Straßen steil, sehr steil für unseren untermotorisierten Camper. In den Straßen von La Paz herrscht das Recht des Stärken oder der stärken Nerven. Wenn man nicht einfach fährt, hubt, schimpft usw. kommt man mit dem Auto nicht voran. La Paz muss man sich erkämpfen.
Und hier ein paar bewegte Bilder der Verkehrsanarchie:
Die Stadt hat nur die Hälfte der Einwohner von Berlin, aber gefühlt sind 10 mal soviel Autos unterwegs. Zudem gibt es unzählige nach Diesel stinkende Kleinbusse, in die man überall ein und aussteigen kann. Und diese Busse halten halt auch überall und am besten an einer von den steilen Strassen und wir dahinter mit dem Camper.
Das absolute Highlight der Stadt sind die seit 2014 erbauten Seilbahnen von der österreichischen Firma Obermeyer.
Insgesamt erstreckt sich das Seilbahnennetz über 32 km und wurde gebaut um den Stadtverkehr zu entlasten. An allen Seilbahnstationen ist das Konterfeit von Evo Morales zu sehen. Langsam wird uns bewusst, dass er es wohl zum Schluss etwas mit dem Personenkult übertrieben hat.
Und hier wären wir auch beim Thema. Von irgendwelchen Barrikaden weggeräumt oder verbrannt haben wir nichts gesehen. Und alles war total friedlich.
Wenn wir nicht vor ein paar Tagen in den Bergen, die die Kinder mit sieben Farben angemalt haben, ein französisches Päarchen getroffen hätten, die erzählten, dass sie in La Paz eingeschlossen waren, würde ich behaupten: Fake News. Das Paar ist von Ecuador bis Usuaia mit dem Fahrrad unterwegs und berichten von einer totalen Sperrung aller Zufahrtswege nach und von La Paz durch die Anhänger von Evo Morales. Als sie mit dem Fahrrad aus dem Kessel raus wollten, wurden sie abgewiesen. Final sind die beiden mit dem Flugzeug herausgeflogen.
Zusätzlich haben wir noch dies von den bürgerkriegsähnlichen Zuständen gefunden.
Die Luft muss schon gebrannt haben.
Aber wie geschrieben, die Stadt war chaotisch aber nicht angespannt. Selbst die Sicherheitskräfte waren entspannt.
Was ein neuer Wahltermin alles bewirken kann.
Zum Schluss noch ein kleiner Exkurs. Nicht nur auf dem Lande, sondern auch in La Paz, tragen meist ältere Frauen Melone, lange Zöpfe, spezielle bunte Röcke mit bis zu 10 Unterröcken und ein buntes Tragetuch. Diese Frauen werden Cholitas genannt. Früher durften diese Frauen nicht auf öffentliche Plätze oder in das Reichenviertel.
Einen habe ich noch: in La Paz gibt es viele Märkte, darunter der wohl größte Freiluftmarkt der Welt, der sich auf 5 Quadratkilometer erstreckt und der Hexenmarkt auf dem man unter anderem Lama-Föten kaufen kann.
Jetzt die allzeit beliebte Rubrik, der Südamerikaner an sich. Der bolivianische indigene Einwohner an sich ist echt klein. Wenn wir über den Markt gehen und die Sonnenschirme zum Schutz der Ware aufgespannt sind, können wir nur gebückt gehen.
Das Fundstück der Woche ist dieses Kabelgewirr, gesehen an fast jeder Ecke in La Paz. Dieses Gewirr ist so chaotisch, wie La Paz, zumindest für uns.
Seit ein paar Tagen sind wir in Bolivien. Und alles, was wir bisher erlebten, wird in den Schatten gestellt. Bolivien ist eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Auch von der Landschaft ist das hier der Hammer.
Aber schön der Reihe nach.
Als wir vor ein paar Tagen nach dem Zug in die Wolken Argentinien verließen und in Richtung Bolivien aufbrachen, mussten wir erst die Grenze zwischen Argentinien und Chile am Paso Jama überqueren. Das war insoweit unspektakulär, da wir wussten, dass die Chilenen bei der Mitnahme von frischen Lebensmitteln und Pflanzen keinen Spaß verstehen. Und die Chilenen nehmen es genau. Mindestens so genau, wie die Schweizer.
Bei der üblichen Kontrolle der Zöllner im Camper fand die Dame, die von uns für sie zufindenden Lebensmittel, wie Zwiebeln und Kartoffeln. Alle anderen Lebensmittel haben wir im großen Grenzfressen vertilgt.
Beim Durchwühlen unserer Sachen fand die Dame meine Strumpfsteinschleuder, die ich zur Selbstverteidigung gebastelt habe, bestehend aus einem Ast, einem Strumpf, einem faustgroßen Stein und drei Kabelbindern. Als die Dame die Schleuder gefunden hatte, wurde mir Angst und Bange, dass wir jetzt Probleme wegen Waffenbesitz bekommen. Sie beschlagnahmte die Schleuder, weil der Ast eine Pflanze ist und Pflanzen nicht eingeführt werden dürfen. Sie machte sich noch darüber lustig, dass ich eine Schleuder, wie die alten Römer hätte.
Nun konnte uns nichts mehr von dem Abenteuer Bolivien aufhalten. Wir mussten nur noch die Grenze zwischen Chile und Bolivien passieren.
Die Chilenen waren in einer Art Luxus-Feuerwehrgarage mit zwei Rolltoren für Rein und Raus untergebracht. Beim Reinfahren spielten die Grenzer fleißig Tischtennis und ignorierten uns erstmal. Dann kam ein sehr gut englisch sprechender Grenzer (erster Südamerikaner an sich, der gut englisch sprach) zu uns und führte uns ins Büro.
Und das Büro war so ordentlich, so organisiert, dass mir es die Sprache verschlug. Im Fernsehen lief Euro League Rotterdam gegen Glasgow. Als ich ihm erklärte, dass zeitgleich mein Lieblingsverein spielt, wusste er sofort, dass es gegen Arsenal London ging und suchte das Spiel im Fernseher.
Nach 20 Minuten durften wir die Chilenische Grenze passieren.
Warum erzähle ich das in solch einer epischen Breite? Weil es in drei Kilometern komplett anders sein wird. Dort wo der super Asphalt aufhört und unglaubliche Strassenverhältnisse beginnen, dort liegt Bolivien.
Der bolivianische Grenzübergang bestand aus einer stinkenden Holzbaracke mit einem ebenso ungepflegten Grenzer. Er freute sich zudem diebisch, dass er mir Bolivar gegen US-$ mit einem Abschlag von 10% verkaufen konnte.
Etwas weiter gab es eine zweite Kontrolle. Und hier brauchte ich mindestens eine Stunde. Warum kann ich nicht sagen.
Dann begann das Drama mit Löchern, Steinen, Sand und sonstigem auf der Straße. Nein es hat die Bezeichnung Straße nicht verdient, ich weiß nicht, wie man es nennen kann. Der ADAC hätte zur Volksrebellion aufgerufen.
Schneller als 30 km/h war nicht möglich. So konnte zumindest der Beifahrer die atemberaubende Landschaft genießen. Vorbei an der Lagune Verde und Blanco braucht wir für 40 km bis zu unserer Unterkunft über zwei Stunden. Hier möchte ich betonen, das wir zwei keine Angsthasenfahrer sind.
Endlich waren wir am Tagesziel, belohnt mit einem gigantischen Blick auf Vulkane und Flamingos. Den Abend verbrachten wir draussen in einer 40 Grad heißen Quelle, gespeist aus den umliegenden Vulkanen, bestaunten wir die Landschaft und schonten unsere durchgerüttelten Gliedmaßen. Martina kochte im Camper Nudeln mit Tomaten und Mais. Herrlich.
Am nächsten Tage ging es morgens nochmals in die heisse Vulkanquelle und dann in Richtung Laguna Colorada. Was uns dann erwartete übersteigt meine literarischen Fähigkeiten. 200 km in 7 bis 8 Stunden reine Fahrzeit. Staub, Dreck, Staub, Dreck, in dieser Reihenfolge.
Aber die Strapazen wurden belohnt mit einzigartigen Vulkanlandschaften und der rosoroten Laguna Colorada mit tausenden von rosa-weißen Flamingos.
Leider wehte so ein starker Wind, dass wir den Ausblick auf die Flamingos nur einige Minuten genießen konnten.
Viele Stunden Geruckel, Ängste, dass der Camper kippt oder Achsenbruch erleidet oder noch schlimmerer Gau, einen Platten haben im Hochgebirge alleine, haben sich trotzdem gelohnt. Die Welt ist ein Wunder und schön, man muss nur raus, um dies zu entdecken.
Abends sind wir dann in einem kleinen Dorf auf immerhin noch 3.500 Höhenmeter in einer Herberge untergekommen. Gemeinschaftstoilette, Küche und Essraum inklusive. Aber sehr sauber. Und warm.
Kleiner Exkurs, seit ca. 10 Tagen bewegen wir uns auf mindestens 3.500 Höhenmeter, in der Spitze waren es über 5.000 Meter. Hierbei helfen Coca Blätter in Form von Tee oder in der Hamsterbacke aufweichen lassen. Prince krabbelt wie ein Weltmeister, während die Eltern manchmal etwas kurzatmig sind.
Die Herbergsdame, traditionell gekleidet, war herzensgut, freundlich und hatte ihre Freude an Prince. Er ist sowieso mit seinen roten Haaren der absolute König im Inkareich.
Nach absolvierten 5.000 km ging es nun zum nächsten Hähepunkt, der Salzwüste von Uyuni.
Der Weg dorthin eine asphaltierte Straße. Vor Monaten wussten wir das gar nicht zu schätzen.
In Uyuni übernachteten wir nach sehr anstrengenden Tagen in einem Salzhotel. Alles bestand nur aus Salz, selbst das Bett.
Auf Empfehlung holten wir uns Pizza und aßen diese auf dem Zimmer. Was für eine herrliche Erholung. Versüßt wurde der Abend, dass ich erst jetzt die Möglichkeit hatte im Internet das Ergebnis der Eintracht gegen Arsenal London nachzuschauen.
Am nächsten Morgen ging es dann in die Salzwüste, Salar de Uyuni. Die Salzwüste ist gigantische 11.000 Quadratkilometer groß, 12 mal so groß wie Berlin. In der Regenzeit wohl der größte Spiegel der Welt mit einem tollen Sonnenuntergang.
Heute brechen wir nach La Paz auf. Noch ein paar Einkäufe auf dem Markt erledigen und los gehts. Denkste. Auf dem Markt wurde Prince regelrecht aus dem Buggy gerissen, geküsst und geherzt von kleinwüchsigen, dunkelhaarigen indigenen einheimischen Damen. Und es wurden wieder Fotos von ihm gemacht, vom einzigen rothaarigen im Umkreis von 500 km.
Während wir diese Zeilen im Camper nach La Paz schreiben, fahren wir an unzähligen Wandbemalungen in Form zur Unterstützung von Evo Morales vorbei. Geholfen hat es ihm nichts, obwohl er den Anteil der Armen von 70% auf 39% reduzierte.
Evo Moralrs weiter 20-25
Jetzt zur allzeit beliebten Rubrik der Südamerikaner an sich. Der Argentinier an sich hat Zeit, viel Zeit. Ein Mechaniker, der mir die Heizung im Camper reparieren wollte, sagte er würde um Neun Uhr morgens kommen. Wahrscheinlich ist er bis heute noch nicht gekommen. Ein Schweizer den wir kennenlernten sagte, Gott hat den Europäern die Uhr gegeben, den Lateinamerikanern die Zeit.
Zusätzlich gibt es ab heute skurrile Fundsachen. Vor ein paar Tagen, irgendwo noch in Argentinien lief im Radio Falco mit Der Kommissar. Ok, kann ich verstehen, Falco war bis zu seinem Tod ein Weltstar.
Aber das ein paar Tage später dies hier im Radio lief, ist sehr skurril.
Geiersturzflug mit Bruttosozialprodukt. Vielleicht sollte ich der Band das schreiben.
Und heute schallte uns an der Tankstelle in Bolivien 99 Redballoons von Nena entgegen.
…und lass Bilder sprechen! Hier nur ein paar Infos:
Wir sind jetzt in der Provinz Salta und hatten unsere ersten Berührungspunkte mit den Anden. Was soll ich sagen, ATEMBERAUBEND! Ich weiß gar nicht, wie oft ich das Wort krass, voll krass in den letzten Tagen verwendet habe.
Die Strecke führte uns von Salta nach Cachi, Cafayate, Juijui.
Dabei durchquerten wir den Nationalpark Los Cardones, was übersetzt heißt Park der Kakteen. Dieser Anblick von 1.000den Kakteen auf der Hochebene und freilaufende glückliche Bio-Alpakas macht jeder kitschigen Postkarte Konkurrenz. Voll krass! Eigentlich mag ich ja keine Kakteen.
Michaels absolvierter Survival-Workshop zahlt sich auch aus, welch gute Investition!
Gigantische Gesteinsformationen auf dem Weg nach Cafayate.
Cafayate ist nach Mendoza die zweitwichtigste Weinanbauregion in Argentinien. Weinverköstigung in der Bodega Piatelli.
Nach 5 Tagen im Camper ist es nun mal wieder an der Zeit für 2 Tage ins Hotel zu gehen, sonst besteht noch die Gefahr, dass ich mich an das Camperleben gewöhne :o)
Das vorletzte Highlight in Argentinien waren die Berge mit den 7 Farben. Dazu gibt es eine schöne Saga die besagt, dass vor 2.000 Jahren die Kinder des Dorfes den Berg sieben Nächte hintereinander in sieben unterschiedlichen Farben anmalten. Denn sie wollten ein besonderes Dorf, das anders ist, als die anderen.
Unser letztes Highlight in Argentinien sollte die Zugfahrt mit dem Tren a las nubes in die Wolken sein mit der Fahrt über das Viadukt (4.220 m ü.d.M., 224 m lang, 63m hoch), aber dann kam noch die Nacht.
Am Abend hatten wir auf 4.300 hm ein super geschütztes Plätzchen zum Wild-Camping gefunden. Es war tierisch windig, aber urgemütlich im Camper, solange die gekochten Kartoffeln und Kerzen Wärme abstrahlten. Problem war bzw. ist es aktuell immer noch! dass die Heizung nicht geht. Und in der Nacht wurde es bitter bitter kalt! Wir hatten -2 Grad im Camper, dafür einen tollen Sternenhimmel. Was für eine Nacht, anstatt Sauna jetzt Iglu. Weiterfahren war keine Option, da fahren im Dunkeln auf Buckelstrassen keine gute Idee ist.
Außerdem lag das nächste Dorf 75 km entfernt, ohne zu wissen, ob es dort ein Hotel gibt.
Und dann hatte ich heute noch mein ganz persönliches Highlight in einem gefühlt 500 Seelendorf zum Arzt zu gehen, um meine Kohletabletten, Cola und Salzstangen in eine härtere Droge zu tauschen. Eigentlich hatte ich das nicht mit gebucht, war aber im Package „Südamerika“ inklusive, gratis ohne Aufpreis. Naja, ich hoffe, dass ich an dieses Thema auch einen fetten Haken setzen kann und Prince weiterhin verschont bleibt (die Milch macht’s).
Mittlerweile sind wir 4.500 km unterwegs und fahren morgen über die Grenze von Chile nach Bolivien. Ich bin SEHR gespannt, was uns erwartet, jetzt wo ich weiß, welche Glückshormone eine saubere Toilette und Dusche auslösen können. (Michael meint ja ich würde diesbezüglich übertreiben…NAJA) Aber Land und Leute sollen fantastisch sein.
Die Rubrik „der Südamerikaner an sich“ kann ich dahingehend ergänzen, dass, desto mehr wir in die Puna (Hochland in den Anden) kommen die Locals Prince Marc-Aurelius ins Herz geschlossen und Fotos mit ihm geschossen haben:o) UNGLAUBLICH, vielleicht lag es auch am Eintracht Frankfurt Pulli.
In diesem Sinne war schön mit Euch. Wir sind dann in Bolivien. Keine Ahnung, wann wir wieder online sein werden.
Endlich Salta. Endlich im Nordwesten von Argentinien, der so ganz anders ist als Buenos Aires oder Iguazu.
Salta wurde 1582 gegründet und hat ca. 500.000 Einwohner. Das Innenstadtbild wird beherrscht von sehr vielen Gebäuden aus der Kolonialzeit. Es herrscht mondänes Treiben.
Die Kirchen bzw. die Kathedrale sind unglaublich schön und überstrahlen alles.
Wie der aufmerksame Leser weiß, können wir wegen unserem Problem mit dem Schloss nicht im Camper übernachten. So mussten wir uns nach einem Hotelzimmer umschauen, was aber schwieriger war, als gedacht. Die Stadt war voll von Pilgern, da an diesem Wochenende die Wunder der Heiligen Virgen de los Tires Cerritos gefeiert wurden. Im vierten Hotel wurden wir fündig, im Colonial Hotel, direkt am Plaza 9 de Julio, der Mittelpunkt der Stadt.
Nachdem Martina und Prince untergebracht worden sind, fuhr ich zu einem Freund unseres Autovermieters, der uns das Schloss am Camper reparieren soll. Nach einer halben Stunde verzweifelten Bemühens hatte er eine glorreiche Idee. Er holte seinen Enkel und der machte dies:
Er öffnete dann die Tür von Innen. Sein Name ist Tiago Gadiel Idiarte. Wer mal seine Dienste braucht, bitte melden.
Das Fenster war durch eine kleine Kollision mit einer Bushaltestelle, die hinter einem Baum versteckt war vor ein paar Tagen herausgeflogen.
Wer eine Reise tut, erlebt etwas…….
Tja, das mit dem Erleben ging dann weiter. Diesmal wieder mit der Polizei. Auf dem Rückweg von der „Werkstadt“, kurz vor unserem Hotel wurde ich von einem Polizisten angehalten. Der meinte ich wäre über eine rote Ampel gefahren. Ich glaube, ich bin einfach nur ein Ausländer und damit Opfer. Ganz böse war, dass ich den Inhalt des Kühlschrankes auf dem Beifahrersitz hatte, um diesen in den Kühlschrank im Hotelzimmer zulegen. Darunter auch zwei Bier und eins davon lag in der Mittelkonsole. Natürlich waren die Dosen zu.
Oooh, böses Vergehen. Der Polizist tat aber so, als hätte ich Alkohol getrunken und dann noch die rote Ampel. Ich sah mich schon auf der Polizeistation. Wie gut, dass der Polizist mir einen Ausweg anbot und der kostete 1000 Peso (15 Euro). Natürlich ohne Quittung und bitte schnell abhauen und keine Fragen. So wird das nie etwas mit Argentinien.
Ein definitives Highlight sind die Anden Ötzis. 1999 wurden drei mumifizierte Kinderkörper am Gipfel des Llullaillaco gefunden. Die drei Kinder waren Kinderopfer aus der Inka-Epoche.
Die Kinder stammten aus adligen Familien aus dem gesamten Inkareich und wurden vor Ihrer Opferung vermählt, um die Bande innerhalb des Reiches zu stärken.
Danach wurden sie geopfert, um die Götter gnädig zu stimmen.
Nach langem Streit hat sich Salta entschieden die unglaublich gut erhaltenden Kinder mit ihren Grabesgaben auszustellen. Das abgespeichert Bild des ausgestellten Kindes in unserem Gehirn, erzeugt beim Schreiben dieser Zeilen Gänsehaut.
Von den drei gefundenen Kinderopfern wird immer nur eins ausgestellt.
Zum Abschluss die Rubrik, der Südamerikaner an sich.
Der Argentinier an sich, ab arm oder reich ist immer sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Sobald man mit fünf Brocken spanisch und Armen und Händen daherkommt, wird einem geholfen. Das ist irgendwie erfrischend anders als in Deutschland.
Es wird an der Zeit Iguazú zu verlassen und nach Salta, an den Füßen der Anden aufzubrechen. Es liegen 1167 km mit einigen Überraschungen vor uns. Salta liegt im Nordwesten von Argentinien und soll eine ganz andere Atmosphäre und Klima haben, als das tropische Iguazú.
Aber zuerst müssen die 1167 km hinter uns gebracht werden.
Nach einer Stunde Fahrt ist die Straße durch eine Demonstration blockiert. Mehr als eine Stunde Warten wird von uns abverlangt. Während der Argentinier dies mit einer gewohnten Gelassenheit hinnimmt, fällt es mir bei 38 Grad schwer cool zu bleiben.
Doch irgendwann geht es weiter und wir erreichen unser Nachtlager in Montecarlo. Mit dem Monte Carlo hat das Nest nichts gemein, außer dass es ein Casino gibt mit Restaurant. Angeblich die beste Adresse in der Stadt. Dort speisten wir das teuerste Gericht inklusive Getränke für 8 Euro. Wie das geht, ist mir ein Rätsel und das Beef war sensationell gut.
Wir waren die einzigen Gäste.
Mit diesem ungelösten Rätsel ging es am nächsten Morgen weiter gen Westen, es geht nur noch flach gen Westen.
Ein Highlight war unsrer Mittagessen in einer Parilla (Grill), ein Holzverschlag mit Grill am Rande der Nationalstraße nach Salta. Dort gab es Steaks, Würste, Spareribs usw. frisch vom Holzkohlegrill.
Fliegen gratis.
Unser nächstes Ziel für unser Zeltlager ist Corrientes im Norden von Argentinien an der Grenze zu Paraguay. Corrientes ist eine nette Stadt mit ca. 350.000 Einwohnern und hat einen tollen Strand am Fluss Rio Paraná. Dieser Fluss fließt die Wasserfälle in Iguazú hinab. Dort noch ein recht schmaler Fluss, in Corrientes kann man fast das andere Ufer nicht sehen, so breit ist der Fluss inzwischen geworden.
Hier ist irgendwie alles breit, groß und laut.
Laut war es auch an unserem Schlafplatz an der Promenade, wo wir „wild“ unseren Camper parkten. Da es brutal heiß und schwül war, traf sich die City ab 23 Uhr an der Promenade um zu joggen, um die Wohnung nach draußen zu verlagern oder um einfach Freunde zu treffen.
So erlebten wir nach dem schlechtesten Abendesseun ever -die Speisen wurden erbarmungslos in schlecht schmeckenden Soßen ertränkt- die schlimmste Nacht in Argentinien. Es war heiß, nein heiß trifft es nicht. Ich kenne augenblicklich keine Steigerung von heiß, aber selbst ich, der kaum zu Transpiration neigt, lag in meinem eigenen Schweiß im Camper. Ich glaube Martina mit Prince im Arm ist weggeschwommen.
Und bis spät in die Nacht war Halligalli auf der Promenade bis ein, wie kann es anders sein, mega großes Gewitter aufkam und wie kann es anders sein, die Straßen flutete.
Eigentlich wollten wir an der Promenade morgens laufen gehen und dann mit Prince im Fluss schwimmen. Aber Pläne sind dafür da, geändert zu werden.
Stattdessen flüchteten wir in ein altehrwürdiges Café und lernten dort viele nette Argentinier kennen, bzw. Prince lernte sie kennen und wir führten die Unterhaltung fort. Und immer wieder finden sich ältere Damen, die ihn gerne auf den Arm nehmen und versorgen. Eventuell ist dies ein interessantes Geschäftsmodell für ihn. Später, wenn er mal groß ist.
Weiter ging es nach Westen und nur nach Westen.
Eigentlich wollten wir irgendwo an einem See mit dem Camper übernachten, aber das Türschloss vom Camper ließ sich nicht öffnen. Nicht einen Millimeter bewegte sich der Schlüssel. Wir konnten nicht in den Camper rein.
So mussten wir in einem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe für 800 Peso, umgerechnet für 12 Euro inklusive Frühstück übernachten. In der Not schläft der Teufel auch in kleinen dunklen Löchern. Es war sauber und die Eigentümerin, wie kann es anders sein, war super nett zu uns.
Zum ersten Mal in unserem Leben nahmen wir ein Abendessen an einer Tankstelle zu uns, da es in dem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe, kein anderes Restaurant gab.
Am nächsten Tag waren wir froh von hier abzuhauen und endlich in Salta anzukommen.
Zwischen dem Kaff, dessen Namen ich vergessen habe und der mondänen Stadt Salta lag noch eine böse Buckelstrasse mit Achsenbruchgefahr und die Polizei.
Irgendwo im flachen Westen befreite Martina Prince aus seinem Sitz und stillte ihn vorne, während der Fahrt. Hier fahren auch Familien zu viert auf einem Mofa, so kann wohl unser Sohn auf dem Beifahrersitz, während der Fahrt gestillt werden. Interessiert hier doch eh keinen.
Beweise gefällig?
Bis auf einen. Und der zeigte uns, wie das hier geht.
Bei fast jedem Dorf gibt es am Dorfeingang eine Polizeikontrolle. Meistens sind die nicht besetzt oder winken uns durch.
Bis auf die eine.
Der Gesichtsausdruck des Polizisten, als er Prince vorne beim Stillen entdeckte verriet nichts Gutes. Erstmalig wurden alle Papiere kontrolliert und mir wurde gesagt, dass ich eine Strafe von 200 Euro zu zahlen habe.
Entrüstet holte ich meinen Googleübersetzer raus und wollte rumzackern, da reduzierte sich auf einmal die Strafe auf 1.000 Peso (15 Euro). Aber ohne Quittung, versteht sich. Und auch nur, wenn wir sofort abhauen und nicht diskutieren.
Soweit die erste Erfahrung mit der hiesigen Polizei, die zweite folgt im nächsten Blog.
Und das haben wir noch kurz vor Salta gesehen
Wer soll die alle essen?
Jetzt zu der Rubrik, der Argentinier an sich.
Der Argentinier an sich trägt zu jeder Tageszeit das Trikot seines Lieblingsfussballvereines. Auch die Frauen. Und falls dies mal in der Wäsche sein sollte, wird das Nationaltrikot von Argentinien angezogen. Und falls beide mal gleichzeitig in der Wäsche sein sollten, hier kann es sich nur um ein Missgeschick handeln, trägt der Argentinier ein Motto-T-shirt von Guns n“Roses, Beatles, Ramons usw……..
Der Plan für die nächsten zwei Tage in Iguazu sah so aus, dass wir ein Taxi kapern, um zuerst morgens nach Paraguay in ein Shopping Center zu fahren, danach auf die brasilianische Seite des Wasserfalls, um sich einen Überblick über die Wasserfälle insgesamt zu verschaffen, um dann am Nachmittag die zwei Rundwege auf der argentinischen Seite zu absolvieren. Am nächsten Tag sollte dann der spektakuläre Besuch des Diabolo Wasserfalles erfolgen.
Nach dem uns der Taxifahrer versetzte, den ich am Abend angeheuert hatte, konnte ich einen älteren Herrn davon überzeugen, diese ca. 6 stündige Tour in dem Dreiländereck für 40 Euro mit seinem Taxi zu machen.
Der kundige Leser wird sich fragen, warum wir die Strecke nicht mit unserem Camper gefahren sind. Die Antwort ist ganz einfach. Wir haben vom Vermieter keine Autoversicherung für Paraguay bekommen.
Zuerst führte der Weg von Argentinien nach Brasilien. Und ganz wichtig: Stempel. Ohne Stempel kein Zurück. Die brasilianische Seite überraschte uns, da die wirtschaftliche Entwicklung ca. 10 Jahre vor der argentinischen Seite liegt. Das hätten wir so nicht vermutet.
Von Brasilien fuhren wir dann nach Paraguay. Und ganz wichtig: Stempel. Ohne Stempel kein Zurück. Man erzählt sich, dass man in Paraguay günstig Elektroartikel kaufen kann. Das reizte mich, aber das Stadtbild von Ciudad del Este war so einladend, dass wir uns entschlossen haben, direkt wieder zurück nach Brasilien zu fahren.
Der Taxifahrer verriegelte alle Türen und bat Martina das Fenster wieder zu schließen. Er weiß, warum und wir können es uns vorstellen.
Wie krass die Unterschiede dieser drei Länder sind.
An den jeweiligen Grenzen wiederholte sich das Stempel-Spiel. Nur diesmal auf der jeweiligen anderen Seite der Stempler. Ausreise, Einreise, Ausreise, Einreise Paraguay vs. Ausreise, Einreise,Ausreise, Einreise Argentinien
Und wieder: Ohne Stempel kein Zurück.
Immerhin können wir jetzt behaupten, dass wir in Paraguay waren und können dies mit zwei Stempeln belegen. Ansonsten haben wir von diesem Abstecher nichts mitgenommen.
Danach ging es zur brasilianischen Seite der Iguazu Wasserfälle. Hier bekommt man einen tollen Überblick über die spektakuläre argentinische Seite.
Aus unerklärlichen Gründen war die Schlange vor dem Eintritskartenhäuschen des Nationalparks ungelogen etliche hundert Meter lang. Da Warten nicht zu meiner Kernkompetenz gehört sind wir postum zum argentinischen Nationalpark Iguazu gefahren.
Dort angekommen bestand die Schlange vor dem Eintrittskartenhäuschen aus 20 Menschen. Verstehe das, wer will.
Ausgestattet wie das Afrika Korps zogen wir in den Dschungel, um endlich das Naturspektakel zusehen. So schön bescheuert kann man aussehen.
Begleitet wurden wir unter anderem von diesen Gesellen.
Insbesondere der Nasenbär versteht überhaupt keinen Spaß beim Thema Nahrung. Er sieht sehr putzig aus, aber das täuscht. Er hat es auf die Vorräte von Prince abgesehen. Wer aber so wie wir ausgerüstet ist, wird auch mit Nasenbären fertig.
Wir machten uns auf den Weg, den Superior Trial (der rot eingezeichnete Weg auf der Karte) zu erkunden. Schon nach kurzer Zeit konnten wir den ersten Teil dieses Naturwunders bestaunen.
Der Sound des fallenden Wassers und diese Energie die überall zu spüren ist, ist nicht in Worte zu beschreiben. Selbst ich kann das nicht. Deswegen lassen wir Bilder sprechen.
Am nächsten Tag fuhren wir dann mit der Bahn zum Garanta del Diabolo. Ein kleines elektrobetriebenes Holzbähnle fuhr im Laufschritttempo zum Highlight der Iguazu Wasserfälle.
Von der Endhaltestelle der Bahn führte ein 10 minütiger Weg zum Teufelsschlund. Mit jedem zurückgelegten Meter hörte man das Geräusch der Kraft des fallenden Wassers. Bekomme wieder Gänsehaut.
Dann war er endlich da
Play it loud
Laut Wiki fallen 1500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde bis 7000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde die Wasserfälle hinab.
Ein unfassbares Bild der Natur.
Geplättet von den Eindrücken sind wir den ganzen Weg zu Fuss zum Ausgang zurück gegangen. Belohnt wurden wir von tausenden von gelben Schmetterlingen, die uns freudig begrüßten.
Kurz vor Schluss ist dann auch Prince aufgewacht.
Ich werde ab sofort eine neue Rubrik einführen, der Südamerikaner an sich mit den jeweiligen Unterrubriken, der Argentinier oder der Bolivianer an sich usw..
Der Argentinier an sich ist extrem kinderlieb und hilfsbereit. Prince ist mit seinen roten Haaren der Star der Straße. Er kann sich vor schmachtenden Blicken der argentinischen Damenwelt kaum retten.
Gestern waren wir in einem Café und ich war alleine mit Prince. Er war auf meinem Arm und ich suchte etwas in meinem Rucksack. Wie selbstverständlich stand eine ältere Dame auf, streckte mir ihre Arme entgegen und forderte mich auf spanisch auf, ihr doch meinen Sohn zu geben. Was ich auch tat und erntete zwei glückliche Gesichter.
Die letzte Nacht im Ibera Park war geprägt von einem traumhaften Sonnenuntergang und 40 Grad im Camper. Auf Grund der großen einseitigen Liebe der Stechmücken für Martina war an einen Durchzug nich zu denken, so dass wir eine Sauna zum Schlafen hatten.
Trotz der sehr warmen Nacht und dem wenigen Schlaf sind wir leicht wehmütig in Richtung Norden zu den Wasserfällen bei Iguazu aufgebrochen. Die Wasserfälle wurden erst kürzlich zu den sieben Neuen Weltwundern der Natur aufgenommen. Und dies zu Recht. Ich bekomme beim Schreiben immer noch Gänsehaut, wenn ich an dieses Naturspektakel denke. Aber hierzu wird es einen eigenen Blog geben.
Zuerst lagen ca. 120 km Schotter und Achsenbruchpiste vor uns. Wie schon auf dem Hinweg von Mercedes, war nicht an ein schnelle Reise zu denken. Und nach 20 Kilometer war sie wieder da, die Weite, die Rinder, das Nichts. Jetzt kam noch der Staub hinzu. Besonders wird der Staub der Straße aufgewirbelt, wenn die riesigen LKWs zum Abholen der Rinder an uns vorbei brausen. Bitte keine falschen Vorstellungen, jede Stunde kam mal so ein Monstertruck vorbei. Eine willkommene staubige Abwechslung und wahrscheinlich die erste und letzte Fahrt der Rinder.
Auch dieser Fluchtsprung wird den Rindern nicht helfen
Irgendwo im staubigen Niemandsland kamen uns Gauchos entgegen. So aus dem Nichts, weiter in das Nichts.
Auf Grund der sehr hohen Temperaturen von knapp 40 Grad entschloss ich mich, den Familienreisesegen durch einen Hotelaufenthalt wieder gerade zu rücken. Mit einem Qeensizebett und Klimaanlage ließ sich die Hitze für ca. 40 Euro pro Zimmer aushalten. Und das Hotel war das beste Hotel am Platze, echt gut und sauber. Sogar einen Swimmingpool gab es. Unser Hotel liegt in der 300.000 Einwohner großen Stadt Posadas, an der Grenze zu Paraguay. Nichts besonderes, aber die Klimaanlage und das Bett vergab der Stadt ihren besonderen Flair.
Zudem gab es eine Demonstration für die Gleichberechtigung von gleichgeschlechtiger Liebe und Beziehungen. Und das im erzkatholischem Südamerika. Wir dürfen Dinge sehen…….
So, jetzt ist auch noch der Bolivianische Präsident Evo Morales nach tagelangen Tumulten abgesetzt und die Welt weiß nicht, wo er ist. Er sucht Asyl hört man. In unserem Camper wär zur Freude von Martina noch ein Platz frei. Er könnte hinten bei Prince sitzen und seine Sozialtheorien unserem Sohn erklären.
Unsere Reiseroute hinterlässt in allen Ländern Chaos und Machtwechsel.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel, in dem auch viele junge Demonstranten wohnten, fuhren wir nun endgültig nach Iguazu. Die Straße dorthin, die Nationalstraße 12, ist extrem hügelig, es geht 350 Km keinen Kilometer flach gerade aus. Wenn man hier eine Rennradweltmeisterschaft austragen würde, würden die Fahrer umfallen, wie die Fliegen.
Nach 300 Kilometern rauf und runter sind wir nach viereinhalb Stunden in Iguazu angekommen. Dort haben wir uns noch mal eine Verschnaufpause in dem Hotel de la fonte gewährt. Das angeschlossene Restaurant war sensational. Kaum zu glauben, dass man einen solchen kulinarischen Genuss zu solchen Preisen (die teuerste Flasche Rotwein kostete 15 Euro, von ca. 75 angebotenen Weinen) am nördlichsten Rand Argentiniens erfahren darf.
Wie schon geschrieben, gibt es im nächsten Blog einen ausführlichen Bericht über eines der Neuen sieben Weltwunder der Natur.
Zum Abschluss noch ein paar Gedanken zu Zeit, Entfernung, Geduld, Planänderungen usw. Hier in Argentinien ist das Thema Entfernung, Geschwindigkeit, Einhaltung seiner zeitlichen Vorgaben neu definiert. Dies stellt mich vor eine harte Geduldsprobe. Ein Bootcamp für Geduldentwicklung unter Extrembedingungen.
So demonstrierten gestern eine Handvoll von Indianer gegen ihre Lebensbedingungen und die Straße war für über eine Stunde gesperrt. Und es gab nur diese eine Straße. Mit Klappstühlen auf der Straße machten sie eine Art Picknick-Demonstration.
Auch das regelmäßige Blogschreiben ist schwieriger, als gedacht. Da Internet nur bedingt vorhanden ist und mein mit viel Hoffnung gekaufter Welt-Wifi Router nur teilweise funktioniert und der Planungsaufwand der nächsten Routen sehr zeitintensiv ist und die Familie insbesondere Prince zu Recht auch ihre Zeit einfordert, ist ein regelmäßiges bloggen ausgeschlossen. Aber wir sind, wie immer stets bemüht und hoffen, dass Euch unser Blog gefällt.
Nach dem wir den Camper am äußersten östlichen Ende von Buenos Aires abgeholt haben, Fahrzeit eine Stunde, führen wir die selbe Strecke durch Buenos Aires wieder zurück, um in Richtung Norden zu gelangen. Hierbei fuhren wir auf der 20 spurigen Strasse durch Buenos Aires und an der Villa 31 entlang. Die Villa 31 ist in der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre entstanden und arbeitslose Bahnarbeiter hatten dort ihr „Zuhause“. Heute ist es einer der ärmsten Wohngegenden von Buenos Aires und entgegen meiner Natur ließ ich mich vor Tagen von einem Polizisten, der am Eingang der Villa 31 stand, überreden nicht mit Frau und Kind einen Kiez-Walk durch die Villa 31 zu machen. To dangerous!
Auf dem Weg Richtung Norden gibt es Rinder, Rinder, Rinder, Pferde und wieder Rinder, Rinder usw…
Und es gibt Weite soweit das Auge reicht.
In Zarate legten wir zum Lebensmitteleinkauf einen Boxenstop ein. Sage und schreibe 2:45 Stunden durchforsten wir den Supermarkt nach notwendigen Lebensmitteln und sonstigen Utensilien. Hiermit war mein Zeitplan hinfällig und wir mussten den Plan B Campingplatz im Nichts und im Dunklen ansteuern. Dort angekommen begrüßten eine Armada von Mücken Martina. Das nennt man wohl einseitige Liebe. Diese Liebe der Mücken war so erdrückend, dass Martina kurzfristig den Gedanken hegte, den Camper gegen ein Retour-Flugticket nach Berlin einzutauschen. Jedoch wurde dieser Gedanke dann verworfen.
Nachdem die erste Nacht am Ort der Ruhe, so heisst der Campingplatz, überstanden wurde, wurde der Camper 3 Stunden auf Vorderfrau gebracht. Hierbei wurden die diplomatischen Verstimmungen zwischen Martina und dem Camper beigelegt. An einer Vertiefung der Beziehung wird gearbeitet.
In der Zwischenzeit lernte ich wie man einen althergebrachten Aufgusskaffee macht. Der war richtig lecker.
Gegen 12 Uhr fuhren wir in Richtung San José. Der Campingplatz liegt am Fluss Rio de la Plata und hat einen eigenen Strand, der zum chillen einlädt. So weit die Theorie. Leider hat es so stark geregnet, dass der gesamte Campingplatz unter Wasser stand. Super wie das läuft.
Kurz im Dunkeln gegrillt, danach auf einer Anhöhe genächtigt.
Am nächsten Tag fuhren wir im Dauerregen weiter gen Norden zum ersten Etappenziel Ibera Park.
Es regnete, regnete, regnete und regnete.
Beim Zwischenstopp in Curuzú Cuatiá erwarteten uns Sturzbäche, die durch die Straßen flossen. Eine Einheimische erklärte uns, das dies völlig normal sei.
Weiter zu unserem Nachtquartier in Mercedes. Mercedes ist eine nette schöne kleine Stadt im Kolonialstil und liegt am Eingang zum Ibera Park.
Wir übernachten direkt vor der Polizei am Plaza de Mayo.
Am nächsten Tag machten wir uns auf in Richtung Ibera Park. Maps.me zeigte 2:30 Stunden für 115 Kilometer an. Nach kürzester Zeit wussten wir warum. Irgendwann hörte der Asphalt auf und uns erwartete 90 Kilometer Schotterstraße. Will man sein Auto nicht schrotten, sind 50 Kilometer pro Stunde schon zügig.
Insgesamt brauchten wir für 115 Kilometer drei Stunden und sahen jede Menge Tiere, darunter Sumpfhirsche, Strauße, unzählige Termitenhügel und ziemliche relaxte Carpinchos. Diese Wasserschweine sind notorisch faul und genießen den Tag in Bewegungsarmut.
Nach dem wir in Col. Carlos Pellegrini ankamen, bezogen wir unseren Stellplatz. Der Campingplatz liegt wunderschön an der Lagune, die aber wegen den Piranhas nicht zum Schwimmen geeignet ist.
Nach dem Abendessen mit traumhaften Sonnenuntergang holte sich der Fluch des Montezumas meine Hose. Ich hatte wirklich keine Change und bin bis heute traumatisiert. Aber auch das überwinden wir, obwohl ich die Hose wirklich sehr gerne trug.
Heute morgen machten wir einen tollen Ausflug mit dem Boot durch das Naturschutzgebiet, das gleichzeitig das zweitgrößte Sumpfgebiet der Welt ist und sahen zahllose Carpinchos, Kaimane, Sumpfhirsche und unzählige bunte Vögel.
Martina ritt mit einem echten Gaucho, der genauso aussah wie man sich einen Gaucho vorstellt, den Weg Überland zurück während die Herren der Schöpfung mit dem Boot über Wasser flogen und ich alle Hände voll zu tun hatte, das Prince nicht über Board geht und ein unverhofftes Frühstück für die Kaimane darstellt.
Jetzt sitzen wir zum ersten Mal relaxed auf der Terrasse eines Hotels mit Blick auf die Lagune und erahnen wie schön das Camperdasein werden kann.
Morgen bleiben wir noch hier und erholen uns von den Strapazen der letzten Tage und genießen die Natur im Schatten bei Kaffee, Kuchen, Bier und 30 Grad im Schatten.