Nach etlichen tausenden Kilometern durch Wüstenlandschaften waren wir froh das Elqui-Tal endlich erreicht zu haben. Das Tal liegt ca. 500 km nördlich von Santiago und erinnert an Südtirol. Hier wird viel Obst und Weintrauben angebaut, aus denen der Pisco gebraut wird.
Eigentlich wollten wir im Elqui-Tal nur eine Nacht verbringen und dann weiter gen Süden aufbrechen, aber wir fanden eine so schöne Location in den Weinbergen zum Übernachten, dass wir ganze drei Nächte blieben. M


Auf dem Weingut hatten wir einen tollen Stellplatz für unseren Camper und kamen dort in den Genuss einer astronomischen Führung. Das Elqui-Tal zeichnet sich durch eine enorme Dichte von internationalen astronomischen Forschungszentren aus. Neben den USA und Argentinien unterhält auch die EU eine Forschungsstation auf den Bergen des Elqui-Tals.
Zwei junge Studenten, die sich leidenschaftlich den Sternen verschrieben haben, führten uns durch die Welt der Planeten, Sterne, Galaxien und Milchstraßen.
So konnten wir Sterne durch ein Teleskop sehen, die soweit weg sind, dass das Licht 13.000 Jahre braucht, um von uns gesehen werden zu können. Vielleicht gibt es den Stern, den wir gesehen haben, inzwischen gar nicht mehr.
Unendlichkeit bekam an diesem Abend eine neue Bedeutung.
Am nächsten Tag besuchten wir eine Solarküche zum Mittagessen. Hier werden alle Speisen in einem Solarofen zubereitet, von der Suppe bis zum Nachtisch. Selbst das Kaffewasser wird durch Sonnenenergie erhitzt.

So wird das Fleisch morgens in den Ofen gelegt und ist zur Mittagszeit fertig gegart. Und schmeckt !

Da vor 10 Jahren in der Gemeinde das Brennholz ausging, entschloss man sich auf Solarenergie umzustellen. In diesen Zusammenhang entwickelte dann die Universität Santiago den Solarofen. Wenn das mit dem Klimawandel so weiter geht, hat bald jeder in Deutschland so ein Gerät auf dem Balkon.
Eigentlich eine coole Geschäftsidee.
Wenn schon Trauben für den Pisco angebaut werden, besuchten wir gleich noch einen Piscohersteller. Pisco wird hauptsächlich für Cocktails verwendet bzw. als Pisco Sour serviert. Und der schmeckt auch !

Schwerenherzens brachen wir doch noch auf, um wieder an die Pazifikküste zu fahren. Es gibt ja noch viele Sachen zu erkunden.
Wir machten Halt in Zapallar, dem Badeort für die Schönen und Reichen und wir nach 2 Monaten Roadtrip mittendrin. Wir passten so gar nicht in die Szenerie, dass sogar Kinder versteckt hinter dem Baum heimlich Fotos von uns machten. Auffällig war die hohe Dichte an deutschen Luxusautos, die man sonst gar nicht zu sehen bekommt.k

Als Kontrastprogramm entschlossen wir uns die Spuren der Demonstrationen und Proteste gegen die soziale Ungerechtigkeit anzuschauen. Hierzu fuhren wir zuerst nach Valparaíso, eine große Hafenstadt am Pazifik, ca. 100 km westlich von Santiago.

Die Stadt ist kein Besuch wert. Die Straßen sind chaotisch und Massen an Menschen schieben sich an den Straßenverkäufern vorbei. Seit La Paz haben wir keine Lust mehr auf solch ein Gewirr.
Die Proteste haben bei Banken und einigen Geschäften, die wohl geplündert worden sind deutliche Spuren hinterlassen. Auffällig sind die vielen Grafities an den Wänden, die zum Protest aufrufen und dass viele Geschäfte verbarrikadiert sind.

Schnell verliessen wir wieder die Stadt, um zum Plaza Italia in Santiago dem Epizentrum des Aufstandes zu fahren. Das Stadtbild von Santiago hat den Charme von Ost-Berlin vor der Wende. Das Zentrum selber war ruhig und bei weiten nicht so chaotisch wie Valparaíso. Auch hier waren Banken und einige Geschäfte verbarrikadiert. Aber wir hatten uns das schlimmer vorgestellt.

Zu beobachten waren viele Straßensperren rund ums Regierungsgebäude und ein paar gepanzerte Mannschaftswagen der Polizei. Aber insgesamt war es ruhig, wohl die Ruhe nach dem Sturm, denn zwei Tage vorher gab es laut Medienberichten massive Strassenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Die haben sich an einem Interview des Präsidenten entzündet, der behauptete, dass es keine polizeiliche Gewalt geben würde, dass dies nicht nur Fake News wären, sondern dass die TV Bilder im Ausland und gar nicht in Chile gedreht worden sind.


Nach kurzer Durchfahrt durch Santiago hatten wir genug gesehen und fuhren weiter nach Süden.
Direkt hinter Santiago fangen die riesigen Weinbaugebiete an. Wir übernachteten bei einem der ältesten chilenischen Weinbaugütern.


Sylvester verbrachten wir in einem kleinen Nest namens Mulchén, direkt am Fluss. Da alle Restaurants geschlossen waren gab es wieder leckere Nudeln mit Olivenöl im Camper.


Martina nutzte das klare Wasser des Flusses zum Wäsche waschen.

Am nächsten Tag kamen wir endlich im wunderschönen Patagonien an und verbrachten eine tolle Nacht im deutsch geprägten Puerto Octay.
Statt der Südamerikaner an sich gibt es heute unsere Roadtrip Playliste auf Spotify , mit der jeweiligen Nationalhymne von dem Land, in dem wir uns gerade befinden.
Die Fundsache der Woche ist ein Hanauer Mädsche, das vor dreizig Jahren nach Argentinien ausgewandert ist. Sie sprach uns in der Mitte von Patagonien an und erzählte, dass sie mit ihrer Freundin für drei Monate per Anhalter unterwegs ist. Sie ist 62 Jahre alt und hatte geschminkte Augen und ihre Freundin lebt seit 15 Jahren im Zelt und verdient sich ihr Geld mit ihren Reiseberichten.
