Nach 500 km asphaltierter Straße erreichen wir endlich La Paz. Genauer gesagt El Alto. Denn dieses Ballungszentrum von Bolivien besteht aus zwei Städten, La Paz im Kessel liegend und El Alto (die Höhe), die Stadt, die oben auf den Bergen liegt.
Jetzt etwas Klugscheisserwissen oder hilfreich, falls einer bei „Wer wird Millionär“ antritt, La Paz ist nicht die Hauptstadt von Bolivien, sondern es ist die Stadt Sucre. In La Paz liegt nur der Regierungssitz.
Das Ballungsgebiet hat ca. 1,7 Mio. Einwohner, davon leben 800.000 in La Paz. Interessanterweise leben entgegen den normalen Gepflogenheiten die Reichen am tiefsten Punk in der Zona Sur von La Paz und die Armen am höchsten Punkt in El Alto.
Der Höhenunterschied zwischen Arm und Reich beträgt satte 1.000 Höhenmeter.
Anfänglich wunderten wir uns darüber, aber kaum mit dem Auto die Stadtgrenze überschritten wurde uns das Warum schnell klar.
Die Stadt, der Verkehr sind mega chaotisch und die Straßen steil, sehr steil für unseren untermotorisierten Camper. In den Straßen von La Paz herrscht das Recht des Stärken oder der stärken Nerven. Wenn man nicht einfach fährt, hubt, schimpft usw. kommt man mit dem Auto nicht voran. La Paz muss man sich erkämpfen.

Und hier ein paar bewegte Bilder der Verkehrsanarchie:
Die Stadt hat nur die Hälfte der Einwohner von Berlin, aber gefühlt sind 10 mal soviel Autos unterwegs. Zudem gibt es unzählige nach Diesel stinkende Kleinbusse, in die man überall ein und aussteigen kann. Und diese Busse halten halt auch überall und am besten an einer von den steilen Strassen und wir dahinter mit dem Camper.
Das absolute Highlight der Stadt sind die seit 2014 erbauten Seilbahnen von der österreichischen Firma Obermeyer.






Insgesamt erstreckt sich das Seilbahnennetz über 32 km und wurde gebaut um den Stadtverkehr zu entlasten. An allen Seilbahnstationen ist das Konterfeit von Evo Morales zu sehen. Langsam wird uns bewusst, dass er es wohl zum Schluss etwas mit dem Personenkult übertrieben hat.
Und hier wären wir auch beim Thema. Von irgendwelchen Barrikaden weggeräumt oder verbrannt haben wir nichts gesehen. Und alles war total friedlich.
Wenn wir nicht vor ein paar Tagen in den Bergen, die die Kinder mit sieben Farben angemalt haben, ein französisches Päarchen getroffen hätten, die erzählten, dass sie in La Paz eingeschlossen waren, würde ich behaupten: Fake News. Das Paar ist von Ecuador bis Usuaia mit dem Fahrrad unterwegs und berichten von einer totalen Sperrung aller Zufahrtswege nach und von La Paz durch die Anhänger von Evo Morales. Als sie mit dem Fahrrad aus dem Kessel raus wollten, wurden sie abgewiesen. Final sind die beiden mit dem Flugzeug herausgeflogen.
Zusätzlich haben wir noch dies von den bürgerkriegsähnlichen Zuständen gefunden.

Die Luft muss schon gebrannt haben.
Aber wie geschrieben, die Stadt war chaotisch aber nicht angespannt. Selbst die Sicherheitskräfte waren entspannt.
Was ein neuer Wahltermin alles bewirken kann.
Zum Schluss noch ein kleiner Exkurs. Nicht nur auf dem Lande, sondern auch in La Paz, tragen meist ältere Frauen Melone, lange Zöpfe, spezielle bunte Röcke mit bis zu 10 Unterröcken und ein buntes Tragetuch. Diese Frauen werden Cholitas genannt. Früher durften diese Frauen nicht auf öffentliche Plätze oder in das Reichenviertel.

Einen habe ich noch: in La Paz gibt es viele Märkte, darunter der wohl größte Freiluftmarkt der Welt, der sich auf 5 Quadratkilometer erstreckt und der Hexenmarkt auf dem man unter anderem Lama-Föten kaufen kann.

Jetzt die allzeit beliebte Rubrik, der Südamerikaner an sich. Der bolivianische indigene Einwohner an sich ist echt klein. Wenn wir über den Markt gehen und die Sonnenschirme zum Schutz der Ware aufgespannt sind, können wir nur gebückt gehen.
Das Fundstück der Woche ist dieses Kabelgewirr, gesehen an fast jeder Ecke in La Paz. Dieses Gewirr ist so chaotisch, wie La Paz, zumindest für uns.
